Stories across the oceans

 

Ueber das Projekt

 

 

 

Im Handgepäck der Globalisierung reist die Vereinheitlichung der kulturellen Güter. Angeführt von den Standards der Nahrungsindustrie wie Coca-Cola oder McDonalds über die Vermittlung der immer gleichen Geschichten und Werten in Filmen, zur Vereinheitlichung des Musikgeschmackes bis hin zu den ”universellen” Werten der bildenden Kunst. Eine Entwicklung, die nicht neu ist - die amerikanischen Soldaten brachten den Kaugummi nach Europa - die Europäer ein paar Jahre (Jahrhunderte) früher die Grippe nach Amerika. Beides sind leider bereits zivilisatorisch hochstehende Beispiele interkultureller Verständigung - die Geschichte der Eroberungen und Vernichtungen können wir als bekannt voraussetzen.
Auf den ersten Blick wird heute einzig die Geschwindigkeit der Entwicklung immer schneller, und die Lücken werden ständig rascher geschlossen. Es wird auch zunehmend schwieriger an den Enden der Welt eine neue Exotik zu entdecken, die als Folkore unsere Sehnsüchte nach dem ”Anderen” sättigt.
Die neuen Technologien sind an all diesen Entwicklungen Schuld oder eine bessere Welt dank den neuen Technologien. Je nach Standpunkt braucht’s einen Sündenbock oder einen Stein der Weisen. Das Ende des kalten Krieges als Mittäter, die globalen wirtschaftlichen Prozesse als Triebfeder haben wir meist vergessen.
Jenseits von allen diesen Diskussionen sitzen wir glücklich vor unseren blau leuchtenden Bildschirmen - glücklich über die grenzenlose Kommunikation mit der immer gleichen Botschaft ”Hallo wie geht’s - hallo wer bist Du eigentlich”.
Und hier wird’s plötzlich unglaublich spannend. Die gleiche Auseinandersetzungen, die wir von unseren Nachbarn her kennen - die Fragen nach unserer eigenen multikulturellen Gesellschaft. Was unterscheidet uns ? Welche Werte haben wir gemeinsam ? Wo missverstehen wir uns ? Können wir etwas voneinander lernen ? Wer sind wir ? Diese Art von Bereicherung, auf die unsere Vorfahren vielleicht oft lange warten mussten - bis der Marktfahrer seinen Weg wieder ins Dorf fand - um es romantisch auszudrücken.
Das Internet, die globalen neuen Medien tragen den Widerspruch in sich. Die Bereicherung tritt erst ein, wenn wir globale Standards akzeptieren. Angefangen bei der gemeinsamen englischen Sprache, über ”Netiketten” die ganz bestimmte Werte als anständig bezeichnen, bis hin zu einem ganzen bestimmten, meist recht unreflektierten Umgang mit Bildmaterial und Urheberrechten. Sampling und Zitat wird zum kulturellen Fortschritt erhoben – was es intelligent eingesetzt wohl auch ist – oft bleibt aber nur das dummfreche Kopieren ohne Hinterfragung und Rücksichtsnahme.
Dieses Projekt hat seinen Ursprung in realen Begegnungen, aus denen der Wunsch nach einem vertieften Verständnis entstand. Der Hauptgegenstand ist die Kunst, die bildende Kunst im Zentrum - Musik, Performance, Theater im Umfeld.
Das Internet ist das Transportmittel, ein Transportmittel das im Rahmen der Arbeit auf seine Tauglichkeit geprüft wird. Können wir uns verständigen – können wir Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufspüren - aber auch unserer eigenen Arbeit nachgehen und diese weiterentwickeln ?
Die Themen sind die Themen der individuellen realen ”Kunstarbeit”, erweitert um die vielgestellte Frage ”Wie verändert der virtuelle Raum unsere Realität ?”. Going virtual - still being real. Fragen nach Identität, dem eigenen Körper und seiner Beziehung zur realen und virtualisierten Umwelt, Themen wie Migration und Kolonisation etc. tauchen auf.
Als ”work in progress”-Arbeit werden wir die Antworten Schritt für Schritt aufspüren, wie sich auch die gewählten Themen im Arbeitsprozess weiter herauskristallisieren werden. Keine virtuelle Gruppenausstellung also, keine Kopie realer Arbeiten auf dem Netz - sondern ein gemeinsames Arbeitslabor.


Max Spielmann/ 11.98

 

 

 

 

                     
         

 

 

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